Zeit & Ort
30. Jan. 2022, 20:00
Neue Bühne Friedrichshain, Boxhagener Str. 18, 10245 Berlin, Deutschland
Über die Veranstaltung
DREI SCHWESTERN
von A. Tschechow
Wie alle Tschechow-Stücke entzieht sich „Drei Schwestern“ einer eindimensionalen Interpretation. Obwohl das Werk geradezu kammermusikalisch durchstrukturiert ist, erlauben die Komplexität der angesprochenen Themen und die Genauigkeit der Figurenporträts vielfältige Akzentuierungen und Deutungen. Die im Folgenden beschriebenen Aspekte sind deshalb lediglich Ansätze zur Interpretation. Tschechow selbst hat sich immer geweigert, sein Stück zu erläutern. Wenn er gefragt wurde, was er mit einer bestimmten Stelle „gemeint“ habe, antwortete er stets, das stehe doch alles im. Man kann Tschechows Drama in gewisser Weise als „Endzeitstück“ verstehen. Die Geschichte der Geschwister Prosorow, die von einem besseren Leben träumen, aber nicht in der Lage sind, sich aus der Atmosphäre müder Antriebslosigkeit herauszureißen, steht paradigmatisch für den Zustand der russischen Intelligenzija am Anbruch des neuen Jahrhunderts. Obwohl die Geschwister gebildet und mit vielen Talenten ausgestattet sind, verharren sie in einem unproduktiven Warte-Zustand und klagen darüber, dass ihre vielfältigen Begabungen für sie nur "Ballast" seien. Irina setzt sich im 1. Akt kritisch mit dieser Lebensweise auseinander und beschließt, arbeiten zu gehen. Doch die ersehnte Befriedigung stellt sich nicht ein. Irina wie auch Olga empfinden ihre Tätigkeit nur als auszehrend und ermüdend.
Tschechow zeichnet in den Figuren des Stückes ein Porträt seiner eigenen Gesellschaftsschicht, die er für unfähig hält, der gesellschaftlichen Entwicklung noch Impulse zu verleihen. „Das Feuer, das im dritten Akt die halbe Stadt vernichtet, ist ein Vorschein der Revolutionen, in denen diese Schicht endgültig untergehen wird. Die Zukunft gehört Menschen wie Natascha – der pragmatischen Schwägerin der drei Schwestern, die ohne Skrupel allein nach Nützlichkeit und Effizienz fragt. Andrej und die Schwestern sind passive Zuschauer in einem Theater, das die Geschichte ihres Untergangs spielt.
Regie - Alexander Mamontov, Заслуженный деятель культуры Польши
Komponist - Тimur Ismagilow
Licht - Torsten Eissrich
Produzent - Boris Birman, Alexander Mamontov, Alexey Mozgowoy
Andrej Sergejewitsch Prosorow – Peter Scheinsohn
Natalja ("Natascha") Iwanowna, seine Braut, später seine Frau – Irina Birman
Olga - Elena Marcenko
Mascha – Swetlana Lucko
Irina - Anna Lindemann
Alexander Ignatjewitsch Werschinin, Oberstleutnant und Batteriekommandeu — Alexey Taube
Nikolai Lwowitsch Tusenbach, Leutnant – Alexey Mosgowoy, Wadim Romanow
Wassilij Wassiljewitsch Soljony, Stabshauptmann - Boris Birman, Kirill Schewchuk
Iwan Romanowitsch Tschebutykin, Militärarzt – Alexander Mamontov
Anfissa, KinderFrau - Natalia Limbach
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